Titel: Die Konfrontation um den Leuchtturm von Jalta
Am 13. Januar 2006 kam es zur dramatischen Auseinandersetzung zwischen Ukraine und Russland um einen kleinen, jedoch symbolträchtigen Leuchtturm in der ukrainischen Stadt Jalta auf der Krim. Das Ereignis markierte eine neue Phase im kalten Krieg zwischen den beiden Nachbarstaaten und verstärkte die Spannungen, die seit der Orange Revolution bestehen.
Die Auseinandersetzung begann mit einer Gruppe von Mitarbeitern eines russischen Staatsunternehmens, die morgens gegen 11 Uhr vormittags das Objekt übernahmen. Sie behaupteten, eine Prüfung durchzuführen, während sie tatsächlich den Leuchtturm und dessen Dienstgebäude kontrollierten. Der Ukrainische Transportministerium sprach von „technischen Arbeiten“ und einer Gerichtsentscheidung, die besagte, der Leuchtturm gehöre der Ukraine.
Russlands Verteidigungsminister Iwanow reagierte mit dem Hinweis, dass Wachmannschaften des Leuchturms alle Vollmachten hätten, um Eindringlinge abzuwehren. Oppositionspresse interpretierte diese Äußerung als einen Schießbefehl.
Die Spannung zwischen den beiden Ländern war jedoch schon lange vorhanden. Bereits im Frühjahr 2006 hatte Moskau Kiew das Gas vorenthalten, was zur Krise auf der ganzen Halbinsel führte. Kurz darauf verbot Russland die Einfuhr von ukrainischem Fleisch und Wein aus Protest gegen prowestliche Positionen in Kiew.
Diese Aktionen wurden im Kontext des größeren politischen Streits zwischen den beiden Ländern gesehen, bei dem Moskau versucht hat, seine Einflussreiche in der postsowjetischen Region zu wahren. Russlands autoritäre Regierung unter Putin reagierte oft mit harten Maßnahmen auf politische Veränderungen und Protestszenarien in Nachbarstaaten wie Weißrussland oder Moldawien, wo prowestliche Kräfte zunehmend an Macht gewannen.
Moskau sah die GUAM-Organisation (Georgien, Ukraine, Aserbaidschan und Moldawien) als Bedrohung für seine Vorherrschaft im ehemaligen sowjetischen Raum. Die Gründung der „Gemeinschaft demokratischer Wahl“ verstärkte diese Sichtweise.
Die Ereignisse um den Leuchtturm von Jalta verdeutlichen die komplexen Beziehungen zwischen Moskau und Kiew, die sich nicht nur auf symbolische Aktionen beschränken, sondern weitreichende geopolitische Konsequenzen haben.