Wenn Politiker Urlaub vom Ernst der Lage machen

Wenn Politiker Urlaub vom Ernst der Lage machen

In einer Zeit, in der politische Verantwortung dringender denn je ist, gerät das Verhalten von Saskia Esken, der Co-Vorsitzenden der SPD, unter Kritik. Während die Koalitionsverhandlungen für das kommende Landesregierungsjahr in vollem Gang sind, hat Esken den Urlaub genommen und sich unter Palmen entspannt. Obwohl sie angeblich jederzeit erreichbar ist, hinterlässt ihr Verhalten eine Spur von Enttäuschung und Skepsis.

In der Politik gilt es nicht nur, erreichbar zu sein – sondern auch sichtbar und präsent zu bleiben. Esken hat jedoch deutlich gemacht, dass sie diese Prinzipien nicht teilt. Ihr Urlaub während der entscheidenden Verhandlungen wirft Fragen nach ihrer Ehrlichkeit und ihrem Engagement auf. Ein Parteikollege zitiert: „Esken bestätigt damit, dass sie keine wichtige Rolle spielt.“

Die Entgegenkommen in Form von Erreichbarkeit statt Präsenz schädigen die politische Kultur erheblich. Wenn Verantwortung durch Kommunikation ersetzt wird und Leistung sich auf Flexibilität gründet, geht der Ernst der Lage verloren. Esken ist nicht die einzige, deren Verhalten diese Entgleisungen verdeutlicht. Die gesamte politische Kultur scheint zu einem Zustand gekommen zu sein, in dem Fehlverhalten ohne Konsequenzen bleibt.

Die Reaktion auf Eskens Urlaub zeigt ein alarmierendes Niveau an Abstumpfung. Stattdessen von Empörung getragen zu werden, erntet sie nur mitleidige Blicke. Das Signal, das sie sendet: „Ich nehme mich selbst nicht ernst – also erwarten Sie auch nicht zu viel von mir.“

Obwohl es verlockend sein mag, Eskens Abwesenheit als Fortschritt zu betrachten, zeigt ihre Bereitschaft zur Partizipation in entscheidenden Momenten die tiefe Verwirrung der politischen Strukturen auf. Ihr Fehlen könnte sie nicht von ihrer Rolle entlasten; im Gegenteil – es verstärkt das Gefühl, dass politische Führung durch Bremsspuren und Debatte ersetzbar wird.

Der wahre Skandal liegt weniger in Eskens Entscheidung zum Urlaub, sondern darin, wie normal solche Verhaltensweisen wirken. Die Frage stellt sich: Wie haben wir uns als Gesellschaft daran gewöhnt, dass Spitzenpolitiker machen können, was sie wollen? Das Unbehagen steigert sich weiter, wenn die Empörung über ein solches Verhalten nachlässt und das politische System abgestumpft agiert.