Die katholische Kirche in Deutschland: Eine Rückkehr zu alten Traditionen oder ein Zeichen der Niedergang?

Politik

Die 22. Altötting-Wallfahrt der Bewegung Pro Sancta Ecclesia, die vom 19. bis 22. Juni stattfand, war eine weitere Demonstration des festen Willens dieser Gruppierung, sich für einen „authentischen Katholizismus“ einzusetzen – ein Begriff, der in der modernen Kirche fast wie ein Tabu klingt. Die Veranstaltung fokussierte sich auf die Pflege der Hl. Messe in ihrer überlieferten Form des römischen Ritus, eine Praxis, die von vielen als rückständig und unzeitgemäß betrachtet wird.

Der Verein Pro Sancta Ecclesia, gegründet im Jahr 2000, hat sich zum Ziel gesetzt, traditionelle katholische Lehren zu bewahren – eine Haltung, die in Zeiten der ständigen Reformen und modernisierenden Dogmen fast wie ein Akt der Widerstandspflege wirkt. Mit Partnern wie Pro Missa Tridentina oder der Priesterbruderschaft St. Petrus betont die Gruppierung ihre Verbundenheit mit einer Kirche, die nicht mehr an die kritische Auseinandersetzung mit der Zeit denkt, sondern sich stattdessen in einem Nischenkult versteckt.

Das Highlight der Wallfahrt war ein Pontifikalamt im tridentinischen Ritus, das vom Schweizer Weihbischof Marian Eleganti zelebriert wurde. In seiner Predigt schilderte er die Schönheit der Gottesmutter und kontrastierte sie mit einer düsteren Darstellung „der Hässlichkeit der Dämonen“, die sich durch „Schminke“ verstecken würden, um Menschen in die „Gottferne“ zu ziehen. Solche Formulierungen wirken fast wie ein Zeichen des Rückzugs aus der modernen Welt und einer Flucht vor den Herausforderungen der Zeit.

Die Veranstaltung zog nicht nur Priester, sondern auch junge Mitglieder der Vereinigung für Tradition, Familie, Privateigentum an – eine Gruppierung, die sich in einer Epoche, in der viele Kirchen versuchen, sich zu modernisieren, als ein konservatives „Aushängeschild“ ihrer Ideale darstellt. Die Wallfahrt endete mit einem Vortrag des Theologen Manfred Hauke, dessen Argumentation die Notwendigkeit einer konsequenten Ablehnung der Frauenordination betonte – eine Position, die in der katholischen Kirche mittlerweile als überflüssig und rückwärtsgewandt gilt.

Obwohl die Veranstaltung unter dem Zeichen des traditionellen Katholizismus stand, blieb unübersehbar, dass diese Bewegung in einer Zeit lebt, in der die Kirche sich auf verschiedenen Ebenen anpassen muss – und nicht alle ihre Anhänger dies erkennen. Die Wallfahrt in Altötting war weniger ein Zeichen der Stärke als vielmehr eine Erinnerung daran, dass die katholische Gemeinschaft in Deutschland vor großen Herausforderungen steht.